JOCHEN BIGANZOLI   REGISSEUR

FAUST - MARGARETHE von Charles Gounod, STAATSTHEATER AUGSBURG

Musikalische Leitung: Domonkos Héja

Bühne: Wolf Gutjahr

Kostüme: Katharina Weissenborn

Video: Jana Schatz

Dramaturgie: Sophie Walz


Hier gehts zum Trailer.

„Indes, wenn Jochen Biganzoli sich der Regie annimmt, kommt manche Doppelbödigkeit wieder aufs Tableau. Er pointiert die Konfliktpunkte in Gounods Oper, indem er den religiösen Subtext verschleiert und den Fokus auf die Geschlechterrollen setzt und sorgt damit für einen anregenden Theaterabend im Augsburger Interimsopernhaus im Martini-Park. Endlich, nachdem die Premiere schon vor zwei Jahren geplant war. Dabei sind die Mittel, die Biganzoli einsetzt, so einfach wie einleuchtend. Ein bisschen bourgeoiser Pomp kennzeichnet die fracktragenden Herren als eine Gesellschaft von Zuschauern, denen Frauen als beliebig dekorierbare Püppchen zur Verfügung stehen. Die schlicht weiße Bühne (Wolf Gutjahr) lenkt davon nicht ab. Diese Körper sollen gesehen werden.“

SÜDDEUTSCHE ZEITUNG

„Es ist eine Sezierung der ewigen Männerschweinewelt, schmucklos, desillusionierend, betont kühl und deshalb oft umso drastischer. Dafür braucht es auch nicht mehr als Wolf Gutjahrs weißen Bühnenkasten, dessen Hinterwand sich oft bedrohlich an die Rampe schiebt. Oder die Videos von Jana Schatz, dank derer man Marguerite auf einsamen Gängen durchs nächtliche Augsburg und beim scheuen Date mit Faust begleitet. (…)

Überstrahlt wird alles von Jihyun Cecilia Lee als Marguerite. Die Agilität für die Juwelen-Arie bringt sie mit, aber auch Kraft und Energie fürs Finale. Man verfolgt (eng orientiert an Marguerites Metamorphose), wie Belcanto sich wandelt zur Charakterkunst. Unbedingtes, Wahrhaftiges ist da manchmal wichtiger als das Töne-Collier. Und auch wenn diese an der Tragödie gereifte Frau im Finale die Pistole in der Hand hält: Minuten später verlässt sie die Bühne, um frustriert durchs Parkett davonzueilen. Männer sind es nicht mal wert, dass man sie abknallt.

TZ MÜNCHEN

„In Augsburg werden die Figuren vor allem vom Deutsch-Grüblerischen befreit. Faust ist weniger hochgebildeter Gelehrter als ein dem Alkohol verfallener, alternder Lebemann in der Midlife-Crisis. Méphistophélès wirkt kaum dämonisch, dafür wie ein schlauer Entertainer, der in den entscheidenden Augenblicken ziemlich cool ans Mikrofon tritt. Und Margarethe ist ein ganz normales Mädchen in Jeans und Pullover - zumindest so lange nicht die übersexualisierten Männerblicke auf sie fallen.“

DONAUKURIER