JOCHEN BIGANZOLI   REGISSEUR

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(…) Regisseur Jochen Biganzoli erweitert das zu einer monumentalen Zeitreise, die noch zur Ouvertüre wie einst Peter Konwitschnys „Lohengrin“ im Wilhelminischen Klassenzimmer ihren Ausgang nimmt.

Über die drei Bilder der Oper verwandelt sich dieses zuerst in ein Gefilde aus Grimmelshausens 17. Jahrhundert, dann in die unwirtliche Zufluchtsstätte eines Verfolgten des totalitären Zeitalters und schließlich in ein modernes Militärlager. Hier wird der Krieg als frivoler TV-Rausch der Extraklasse gefeiert. Doch soll man sich vom medialen Schein nicht täuschen lassen. Wenn der Regisseur in Abweichung vom Libretto zuletzt auch noch den Simplicius dahinschlachten lässt, raubt das dem Stück jede Hoffnung. Für Biganzoli triumphieren die Henker über ihre Opfer endgültig. Hartmann verstand seine Oper noch als eine „Gegenaktion“, Krieg und Tod sollten nicht das allerletzte Wort behalten, Simplicius soll überleben. Aber wer genau auf die Musik hört, ortet eine melancholische Tiefenschicht, die Biganzoli mit seinem pessimistischen Schluss nun auch auf der Bühne kenntlich macht. Selbst wer mit solch einer Interpretation hadert, wird durch sie ins Nachdenken gezogen, über die verzweifelte Lage des Menschen, über die vielen Masken des Krieges und nicht zuletzt über den großen Humanisten Hartmann, und dies alles kann nur für die Produktion sprechen. Mit der Ansetzung von „Simplicius Simplicissimus“ hat Ralf Waldschmidt der Friedensstadt Osnabrück seine Referenz erwiesen und mit der Verpflichtung von Jochen Biganzoli und Andreas Wilkens (Bühne und Kostüme) eine Werkdeutung ermöglicht, von der jetzt schon gesagt werden darf, dass sie ihren Platz in der Inszenierungsgeschichte dieser Oper haben wird.

OPER & TANZ - Februar 2012

Jochen Biganzoli, der Regisseur der eindringlichen Osnabrücker Inszenierung, verlängert die beklemmende Aktualität des leider viel zu selten gespielten Stücks bis in die Gegenwart, ohne sich verführen zu lassen, ein politisierendes Manifest abzuliefern. (...) Ein großer Abend der wieder einmal alles andere als provinziellen Provinz.  

OPERNWELT - März 2012

Was dann folgte, war ein Ereignis, das nicht aufhörte, die Zuschauer zu fesseln, bis pausenlose 90 Minuten vergangen waren. Jochen Biganzoli zeigte ein Crescendo von Gräueltaten und innerer Verrohung in atemabschnürenden Bildern und kam doch ganz ohne kreischende theatrale Grusel-Peinlichkeiten aus. 

DEUTSCHLANDFUNK - Musikjournal 16. Januar 2012